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Bewerbermarkt oder Arbeitgebermarkt – so positionieren sich Bewerber richtig

Den allgemeinen Arbeitsmarkt, auf dem es zu Nachfrage und Angebot von Arbeitskräften und offenen Positionen kommt, kann man wie folgt splitten oder spezifizieren:

  • In einen Arbeitgebermarkt oder
  • Einen Bewerbermarkt.

Aktuell kann in Deutschland von einem Bewerbermarkt gesprochen werden. Es gibt weniger Arbeitskräfte als Positionen, sodass Bewerber in einigen Branchen aus einer Vielzahl von freien Stellen auswählen können. Wie das Handelsblatt bereits am 01.03.2019 berichtete, führt der demographische Wandel in den kommenden Jahren zu einem Gap von fast 3 Millionen Arbeitskräften. Auch die Globalisierung, Pandemien wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft befeuert das Problem auf dem ersten Arbeitsmarkt weiter und führt dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte in Deutschland vielen offenen Positionen gegenüberstehen. 


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Arbeitgebermarkt oder Bewerbermarkt
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Wie unterscheiden sich Arbeitgebermarkt und Bewerbermarkt?

Der Arbeitgebermarkt und der Bewerbermarkt unterscheiden sich diametral voneinander. Vereinfacht gesagt, gibt es auf dem Arbeitgebermarkt mehr Kandidaten als Stellenangebote. Dies kann für Arbeitgeber von Vorteil sein, da sie über einen größeren Pool an potenziellen Arbeitnehmern verfügen, aus denen sie auswählen können. Darüber hinaus können Arbeitgeber in diesem Fall die Rahmenbedingungen vorgeben und zum Beispiel Obergrenzen für Löhne und Gehälter festlegen.

 

Auf dem Bewerbermarkt gibt es im Gegensatz zum Arbeitgebermarkt insgesamt zu wenig Bewerber für die vakanten, ausgeschriebenen Positionen. Dies kann für Kandidaten von Vorteil sein, da sie bei Verhandlungen mehr Einfluss haben und möglicherweise höhere Gehälter verlangen können. Arbeitgeber stehen vor der Herausforderung, qualifizierte Kandidaten zu finden und die vakanten Positionen mit adäquaten Mitarbeitern zu füllen. Aus diesem Grund spricht man bei einem Bewerbermarkt aus Recruiting-Sicht ebenfalls von einem „War for talents.“ Der englische Begriff beschreibt alle Maßnahmen und den häufig vergeblichen Versuch von Unternehmen, geeignete Mitarbeiter auf einem umkämpften Arbeitsmarkt zu rekrutieren. 

Wie entsteht ein Arbeitgebermarkt?

Ein Arbeitgebermarkt, bei dem es mehr Fachkräfte oder arbeitswillige Mitarbeiter als freie Positionen gibt, entwickelt sich zum einen aus der Demografie eines Landes. Zum Beispiel haben die Baby-Boomer-Jahre in Deutschland einen Arbeitgebermarkt produziert, da es mit der Zeit viele junge und ausgebildete Menschen gab, die dem ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Diese konkurrierten um ein überschaubares Angebot an freien Positionen. Verstärkt wurde der Arbeitgebermarkt dadurch, dass Mitarbeiter sich stark mit Unternehmen identifizierten und ihre Position nicht oder selten wechselten. Sie arbeiteten 20, 30 oder mehr Jahre bei einem Arbeitgeber, sodass sich auch aus der natürlichen Fluktuation keine Jobangebote entwickelten.

 

Aus Arbeitgebersicht kann der Arbeitgebermarkt manche Vorteile haben, wenn das Unternehmen insgesamt positiv wirtschaftet. In diesem Fall hat es die Möglichkeit, auf dem großen Markt der Jobsuchenden die besten Bewerber herauszufiltern. Für Bewerber kann dieser Umstand nachteilig sein, da sie Schwierigkeiten haben können, sich von der Masse abzuheben und ihre individuelle Qualifikation herauszustellen. 

Wie können sich Bewerber auf einem Arbeitgebermarkt behaupten?

Bewerber können sich auf einem Arbeitgebermarkt behaupten, indem sie ihre Stärken und Qualifikationen hervorheben. Dies bedeutet für die Praxis, Bewerbungsunterlagen aufzubauen, in denen die Mehrwerte für das Unternehmen professionell herausgestellt werden.

 

Ebenfalls zielführend kann es sein, sich durch ehrenamtliche Arbeit oder durch gezielte Weiterbildungen von der Masse der Bewerber abzuheben. Arbeitgeber werden Bewerber eher in Betracht ziehen, wenn sie sehen, dass die Bewerber etwas bieten, was andere nicht haben. Da bei innovativen Positionen auf eine Stelle Hunderte von Bewerbungen kommen, macht es aus Kandidatensicht viel Sinn, sich vor der Bewerbung intensiv mit der Frage zu beschäftigten, welche Eigenschaften, Stärken und Mehrwerte so lukrativ für ein Unternehmen sein könnten, dass eine Einstellung möglich ist. Trotz aller Bemühungen von Bewerbern steht es außerfrage, dass auf einem Arbeitgebermarkt Enttäuschungen vorprogrammiert sind, da es zu Absagen kommen kann, wenn nur eine Stelle vergeben wird.

 

Die Tipps für Bewerbungen auf einem Arbeitgebermarkt gelten grundsätzlich für jede Bewerbung. Eine gute Vorbereitung, klar definierte Ziele und das Wissen um die eigenen Talente, Ziele und Mehrwerte ist entscheidend, um Personaler und Entscheider für das eigene Profil zu interessieren und sich letztlich gegen Mitbewerber um die vakante Position durchzusetzen. 

Welche Vorteile können Arbeitgeber auf einem Arbeitgebermarkt nutzen?

Arbeitgebermarkt
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Arbeitgeber haben auf einem Arbeitgebermarkt mehrere Vorteile. Zunächst haben sie eine größere Auswahl an potenziellen Mitarbeitern. Sie können gleichzeitig die finanzielle Ausgestaltung der Positionen regulieren und sind nicht gezwungen, höhere Gehälter und Benefits anzubieten als marktüblich. Arbeitgeber haben zusammenfassend einen Verhandlungsvorteil, den sie ausnutzen können. Entscheidend aus Arbeitgebersicht sind nicht nur das größere Angebot an arbeitswilligen Menschen, sondern ebenfalls deren Qualifikation.

Gibt es für Arbeitgeber Nachteile auf einem Arbeitgebermarkt?

Ein wesentlicher Nachteil auf dem Arbeitgebermarkt besteht für Arbeitgeber darin, dass viele interessante Angebote von Kandidaten im Recruiting-Prozess gesichtet werden müssen. Bei Hunderten von Bewerbern auf eine Position benötigen Betriebe viel Zeit und Manpower und einen professionellen Recruiting-Prozess, um die besten Kandidaten zu extrahieren. Ist das Unternehmen in der HR-Abteilung nicht zukunftsorientiert aufgestellt, kann der Prozess im Recruiting zu einer Herausforderung werden, bei dem im schlimmsten Fall die falschen Kandidaten eingestellt werden.

 

 

Werden aufgrund des hohen Angebots die Rahmenbedingungen im Unternehmen heruntergefahren, kann ein weiteres, gefährliches Problem entstehen. Sehr qualifizierte Fachkräfte oder Führungskräfte, die mit den Arbeitsbedingungen oder den Gehaltsoptionen im Betrieb nicht zufrieden sind, könnten sich zu Mitbewerbern umorientierten. Wandern wichtige Arbeitnehmer auf Schlüsselpositionen ab oder orientieren sich einige Führungskräfte um, kann sich dies trotz guter konjunktureller Rahmenbedingungen negativ auf die Unternehmensziele auswirken, da die Führung des Unternehmens geschwächt ist. 

Was ist ein Bewerbermarkt und wie entsteht er?

Ein Bewerbermarkt entsteht vereinfacht gesagt, wenn es weniger Arbeitssuchende gibt, als Arbeitsplätze.

Die aktuelle Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist ein gutes Beispiel für einen Bewerbermarkt. Durch den demografischen Wandel stehen weniger gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Gleichzeitig gibt es aufgrund der vergleichsweise guten konjunkturellen Lage in vielen Branchen sehr viele vakante Positionen. Vor allem Fachkräfte in den Bereichen IT, Maschinenbau, im Pflegebereich oder Mitarbeiter in der Gastronomie werden aktuell händeringend gesucht. Aus diesem Grund wird der Bewerbungsprozess häufig umgekehrt, sodass sich im ersten Schritt Arbeitgeber auf Jobmessen, auf Social-Media-Plattformen oder anderweitig darstellen und sich quasi um neue Kandidaten bewerben.

 

Ein Bewerbermarkt kann für Arbeitssuchende vorteilhaft sein, da sie mehr Macht in Verhandlungen haben und höhere Löhne verlangen können. Arbeitssuchende haben auch eine größere Auswahl an Arbeitsplätzen, da es mehr Arbeitsplätze gibt als Arbeitnehmer. Dieses Ungleichgewicht zwischen Positionen und Kandidaten veranlasst Unternehmen dazu, bessere Arbeitsbedingungen anzubieten, da Arbeitgeber Sorge haben, qualifizierte Arbeitnehmer zu verlieren und im „War for Talents“ keine Chance auf neue Mitarbeiter zu haben. Da sich auch die Arbeitslosenzahlen bei einem von Bewerbern getriggerten Markt auf einem niedrigen Niveau befinden, gibt es auch von Seiten der Arbeitsagentur wenig Möglichkeiten, die benötigen Facharbeiter zu qualifizieren. Unternehmen handeln aus diesem Grund auf einem Bewerbermarkt zielführend, wenn sie ein Employer Branding aufbauen und die bestehende Belegschaft langfristig im Unternehmen halten. 

Was bedeutet Employer Branding aus Arbeitgebersicht?

Employer Branding
Foto von RODNAE Productions auf Pexels.com

Als Employer Branding definiert man eine durchdachte Unternehmensstrategie, mit der ein Unternehmen seine Arbeitgebermarke aufbaut und pflegt. Die Employer Branding-Strategie soll das Image eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber stärken und dazu beitragen, neue sowie bestehende Mitarbeiter zu binden. Employer Branding ist somit ein wichtiges Instrument im Employer Value Proposition (EVP)-Management.

Die Employer Branding-Strategie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die alle aufeinander abgestimmt sein müssen, um wirksam zu sein. Zu diesen Bausteinen gehören unter anderem:

  • das Image des Unternehmens als Arbeitgeber,
  • die Employer Value Proposition (EVP),
  • das Employer Branding-Konzept,
  • die Employer Branding-Maßnahmen.

Die wichtigsten Ziele des Employer Brandings sind es, das Image eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber zu stärken und auf diese Weise neue sowie bestehende Mitarbeiter zu binden. Employer Branding ist zusammenfassend ein wichtiger Baustein der Personalbeschaffung und -bindung. Es kann helfen, den „War for Talents“ zu gewinnen und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. 

Wie definiert man einen Fachkräftemangel?

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist im Wandel. In vielen Branchen gibt es einen Fachkräftemangel, der sich negativ auf die Wirtschaft auswirken kann.

 

Ein Fachkräftemangel wird grundsätzlich als eine Situation definiert, in der Unternehmen Probleme haben, fachlich qualifizierte Arbeitnehmer für ihre Arbeitsplätze zu finden. Dies kann aufgrund von Faktoren wie demografischen Wandel, der Globalisierung oder der technologischen Entwicklung auftreten. Arbeitgeber müssen in dieser Situation höhere Löhne und bessere Rahmenbedingungen anbieten, um Arbeitnehmer zu gewinnen, was die Arbeitskosten erhöht. Arbeitnehmer haben in dieser Situation mehr Macht in Verhandlungen und können höhere Löhne verlangen.

 

 

Gemäß einer aktuellen Statistik unter 28.000 Industrieunternehmen sehen 56 % aller befragten Betriebe den Fachkräftemangel als wesentliche Herausforderung an. Der Fachkräftemangel steht damit auf Position 2 der Geschäftsrisiken, nach den hohen Rohstoffpreisen. 

Statistik von Statista
Link zur Statistik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1290347/umfrage/geschaeftsrisiken-fuer-die-deutsche-industrie/

Welche Vorteile bieten sich qualifizierten Bewerbern in Branchen mit Fachkräftemangel?

Qualifizierte Bewerber in Branchen mit Fachkräftemangel haben einige Vorteile. Zunächst haben sie einen Verhandlungsvorteil, können sich passende Positionen anhand der angebotenen Rahmenbedingungen aussuchen und sind nicht darauf angewiesen, das erstbeste Angebot für einen neuen Job anzunehmen. Arbeitgeber müssen bei einem Fachkräftemangel eher bereit sein, auf die Wünsche und Anforderungen der Arbeitnehmer einzugehen. Darüber hinaus können qualifizierte Bewerber eher damit rechnen, eine spannende neue Position zu finden, bei der sie sich fachlich und persönlich weiterentwickeln können. Beispielsweise können Vertriebsmitarbeiter die Chance auf eine Führungsposition bekommen, da dringend Führungspersonal benötigt wird.

 

In Branchen mit einem hohen Fachkräftemangel kann es trotz der besseren Rahmenbedingungen oder eines hohen ausgehandelten Gehalts trotzdem zu Problemen für Arbeitnehmer kommen. Da insgesamt Mitarbeiter im Betrieb fehlen, muss der Workload auf alle Arbeitnehmer heruntergebrochen werden. Dies kann dazu führen, dass viele Überstunden notwendig sind oder der Druck im Betrieb groß ist, sodass sich die eigentlichen Vorteile relativieren. 

Fachkräftemangel
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Wie bewirbt man sich auf einem Bewerbermarkt professionell?

Auf einem Bewerbermarkt, wie er aktuell in Deutschland vorherrscht, kann es im ersten Moment einfacher sein, sich zu bewerben und eine neue Anstellung zu realisieren. Das bedeutet gleichzeitig nicht, dass jeder Kandidat, der sich auf eine Position bewirbt, berücksichtig werden kann. Selbst wenn Unternehmen Abstriche bei der Qualifikation machen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Bewerbungsunterlagen weiterhin professionellen Ansprüchen entsprechen.

 

Auch im Vorstellungsgespräch ist es wichtig, die eigenen Mehrwerte und Stärken zu kennen und diese kommunikativ darstellen zu können. Arbeitgeber suchen neue Mitarbeiter, die ins Team passen, die Werte des Unternehmens teilen, Freude an Weiterentwicklung haben und sich in Teamstrukturen eingliedern können. Genau diese Eigenschaften müssen im Bewerbungsprozess dargestellt werden, um trotz der vielen Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine neue Position zu finden.

 

Für viele Bewerber ist die Erstellung des Bewerbungsanschreibens die größte Hürde im Bewerbungsprozess. Andere sehen das Vorstellungsgespräch als Problem, da sie ihre kommunikativen Fähigkeiten nicht richtig einschätzen können. Egal welche Hürden man im Bewerbungsprozess sieht:  

  • Mit guter Vorbereitung auf das Zielunternehmen,
  • Einem Wissen um die eigenen Stärken und
  • Sichtung der Details der ausgeschriebenen Position,

kann man seine Chancen auf eine neue berufliche Herausforderung signifikant steigern und wird auf einem Bewerbermarkt seine neue Wunschposition finden.

 

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