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Pharmakovigilanz: Warum sichere Medikamente das A und O sind


Gesundheit und Medikamentensicherheit sind Themen, die uns alle betreffen. In der heutigen Zeit, in der die pharmazeutische Industrie so viele innovative Produkte hervorbringt, ist es entscheidend, dass die Medikamente, die wir einnehmen, nicht nur wirksam, sondern auch sicher sind. Dieser Grundgedanke ist der Kern der Pharmakovigilanz, eine Disziplin, die sich laufend mit dem Nutzen-Risiko-Verhältnis von Arzneimitteln auseinandersetzt. Warum Pharmakovigilanz mehr als nur ein Schlagwort ist und welche Rolle sie für jeden Patienten und im Besonderen für geprüfte Pharmareferenten und Mitarbeiter der Pharmaindustrie spielt, wird in diesem Blogbeitrag beleuchtet.

Die Bedeutung von Pharmakovigilanz verstehen

Auf den ersten Blick mögen die technische Bezeichnung und ihre griechischen Wurzeln abschreckend wirken, doch ist Pharmakovigilanz im Kern eine der essenziellen Sicherheitsmaßnahmen, die in der Medikamentenentwicklung und -vermarktung angewendet werden. Sie befasst sich mit der systematischen Erfassung, Bewertung und Prävention unerwünschter Ereignisse und Wechselwirkungen von Arzneimitteln. Ihr Ziel ist es, durch stetige Analyse die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und die öffentliche Gesundheit zu schützen.

 

Geprüfte Pharmareferenten kommen während ihrer Weiterbildung häufig mit der Pharmakovigilanz in Kontakt. Dies ist der Fall, da Pharmareferenten eine wesentliche Rolle dabei spielen, dass Nebenwirkungen oder andere Probleme mit einem Medikament dem Herstellerunternehmen schnell bekannt werden. Pharmareferenten sind verpflichtet, Nebenwirkungen umgehend an ihr Unternehmen weiterzuleiten. 


Definition von Pharmakovigilanz

Pharmakovigilanz ist der wissenschaftliche und systematische Prozess zur Erfassung, Bewertung, Überwachung und Prävention von unerwünschten Wirkungen oder anderen möglichen Arzneimittel-bezogenen Problemen.

 

Sie umfasst Aktivitäten wie die Sammlung und Analyse von Daten aus klinischen Studien und post-marketing Überwachung, Risikobewertung und -management, Kommunikation und Informationsaustausch über Arzneimittelsicherheit sowie Maßnahmen zur Minimierung von Risiken und zur Verbesserung der Patientensicherheit.

 

Ziel der Pharmakovigilanz ist es, die Sicherheit von Arzneimitteln zu gewährleisten und das Wohlbefinden der Patienten zu maximieren, indem potenzielle Risiken minimiert und die therapeutische Effektivität von Arzneimitteln verbessert wird.


Die Rolle von Pharmakovigilanz im Gesundheitswesen

Pharmakovigilanz ist ein Eckpfeiler, der die Entwicklung und Anwendung von Medikamenten begleitet. Durch systematische Prozesse werden Arzneimittel während ihres gesamten Lebenszyklus überwacht. Dies beinhaltet nicht nur kontrollierte klinische Studien vor Markteinführung, sondern auch eine fortlaufende Datenanalyse nach der Zulassung, um seltene, aber potenziell gefährliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Die Pharmakovigilanz spielt somit eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung von Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten.

 

Ein zentraler Bestandteil der Pharmakovigilanz ist die Meldung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) durch Ärzte, Apotheker und auch Patienten. Diese können über verschiedene Kanäle wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) oder direkt beim Hersteller gemeldet werden. Die Daten aus diesen Meldungen werden kontinuierlich ausgewertet und bei Bedarf werden Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

 

Neben der Meldung von UAW gibt es auch andere Quellen für Informationen über Arzneimittelrisiken. Dazu gehören klinische Studien, wissenschaftliche Fachliteratur und auch Erfahrungsberichte von Patienten. Diese Daten werden ebenfalls in die Pharmakovigilanz einbezogen, um ein möglichst vollständiges Bild der Risiken und Nebenwirkungen eines Medikaments zu erhalten.

 

Die Verantwortung für die Überwachung der Arzneimittelsicherheit liegt beim Hersteller des Medikaments, aber auch bei den nationalen Behörden und der EMA. Diese Institutionen arbeiten eng zusammen, um die Sicherheit von Medikamenten zu gewährleisten.

 

Um transparent zu sein und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Arzneimittelsicherheit aufrechtzuerhalten, gibt es verschiedene Maßnahmen zur Information und Kommunikation. Dazu gehören zum Beispiel öffentliche Datenbanken mit Informationen über UAW und Risikobewertungen von Medikamenten sowie Informationsmaterialien für Patienten und medizinisches Fachpersonal.

Die praktische Anwendung im Alltag

Ein praktisches Verständnis von Pharmakovigilanz ist für alle, die in der Gesundheitsbranche tätig sind und im Besonderen für geprüfte Pharmareferenten unerlässlich. Dies betrifft nicht nur den Umgang mit Patienten, sondern auch die internen Kommunikationswege in Pharmaunternehmen und die proaktive Kommunikation mit Behörden.

Pharmakovigilanz für Apotheker, Ärzte und medizinisches Personal

Apotheker und medizinisches Personal sind oft die Erstanlaufstelle für Patienten, wenn es um Unsicherheiten oder unerwünschte Wirkungen von Medikamenten geht. Aus diesem Grund ist für sie ein umfassendes Verständnis von Pharmakovigilanz  von großer Bedeutung. Nur wenn Apotheker, Ärzte und medizinisches Personal Verdachtsfälle von Nebenwirkungen ernst nehmen und angemessen zu reagieren, können schwerwiegende Folgen für Patienten vermieden werden. 

Beispiel: So reagieren Ärzte bei einem Verdachtsfall korrekt

Ein Patient, Herr Müller, erhält in der Arztpraxis eine neue Medikation. Kurz nach der Einnahme des Medikaments zeigt er plötzlich Symptome wie Schwindel, Atemnot und Hautausschlag - Anzeichen einer möglichen allergischen Reaktion auf das Medikament.

 

Sofort reagiert die medizinische Fachangestellte (MFA), indem sie den Arzt informiert und Vitalparameter wie Blutdruck und Herzfrequenz des Patienten überwacht. Der Arzt untersucht Herrn Müller und stellt fest, dass es sich wahrscheinlich um eine Nebenwirkung des neuen Medikaments handelt. Er verabreicht ihm ein Antihistaminikum, um die allergische Reaktion zu lindern und überwacht den Patienten weiterhin eng.

 

Im Rahmen der Pharmakovigilanz ist es nun wichtig, diesen Vorfall zu dokumentieren und an das Pharmaunternehmen weiterzuleiten. Der Arzt füllt einen Verdachtsfallbericht aus, in dem er die Symptome, den zeitlichen Zusammenhang zur Medikamenteneinnahme und den Verlauf der Reaktion detailliert beschreibt. Er informiert entweder die zuständige medizinische Abteilung des Pharmaunternehmens direkt oder kommuniziert mit dem zuständigen Außendienstmitarbeiter. Der Bericht über die unerwünschten Nebenwirkungen wird in der Folge unverzüglich an die zuständige Abteilung des Pharmaunternehmens gesendet, wo er zur weiteren Untersuchung und Bewertung aufgenommen wird. Dieser Prozess ist entscheidend, um das Sicherheitsprofil von Medikamenten kontinuierlich zu überwachen und mögliche Risiken für die Patientensicherheit frühzeitig zu identifizieren.

 

Wichtig: Ärzte, Apotheker und andere Gesundheitsdienstleister sind verpflichtet, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung einem Arzneimittel an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden, je nach Art des betroffenen Medikaments. Diese Meldung kann auch online über das Nebenwirkungs- und Pharmakovigilanzportal der Europäischen Union, EudraVigilance, erfolgen. Die Meldung ermöglicht es den Behörden, die Sicherheit von Medikamenten kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um Patienten zu schützen.

Meldebogen

Die Zukunft der Pharmakovigilanz

Wie viele andere Bereiche der Medizin erlebt auch die Pharmakovigilanz eine Transformation durch neue Technologien und internationalen Leitlinien, die entwickelt werden, um den ständig wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden. Fortgeschrittene Algorithmen und Künstliche Intelligenz (KI) sollen zukünftig die automatische Entdeckung von Muster und die Vorhersage von Nebenwirkungen verbessern. Dies könnte die Reaktionszeit auf Sicherheitsaspekte deutlich verkürzen und die Effektivität der Pharmakovigilanz erhöhen. 

 

Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern und Kontinenten hilft dabei, globale Standards in der Pharmakovigilanz zu etablieren. Dies ist von großem Vorteil, um weltweit einheitliche Sicherheitsstandards zu erreichen und eine effektive Überwachung der Medikamentensicherheit zu gewährleisten.

 

Gesundheitsbehörden weltweit arbeiten heute eng in der Pharmakovigilanz zusammen, indem sie globale Standards und Systeme für die Pharmakovigilanz festlegen und globale Netzwerke zur Überwachung, Bewertung und Prävention von unerwünschten Arzneimittelreaktionen koordinieren. Es besteht eine multidisziplinäre Zusammenarbeit, insbesondere werden Verbindungen zwischen verschiedenen Abteilungen der Gesundheitsministerien geknüpft.

 

Die Europäische Arzneimittelagentur arbeitet beispielsweise eng mit internen Partnern zusammen, insbesondere mit der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA). Die Zusammenarbeit wird durch den Austausch anonymisierter Daten über Grenzen hinweg gefördert, um globale Sicherheitstrends zu identifizieren.  Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Rat für Internationale Organisationen der Medizinischen Wissenschaften (CIOMS) und andere Fachgesellschaften arbeiten im Sinne der Patientensicherheit eng verzahnt zusammen. Die WHO unterhält und pflegt zusätzlich Verbindungen zu zusammenarbeitenden Zentren, um technische Unterstützung zur Pharmakovigilanz für Länder bereitzustellen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die weltweite Zusammenarbeit im Bereich der Pharmakovigilanz von entscheidender Bedeutung ist und durch den Austausch von Informationen und Daten, die Koordination von Aktionen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsbehörden und -organisationen erreicht wird.

Pharmakovigilanz - Zusammenfassung und Ausblick

In einer Welt, die von innovativen medizinischen Produkten geprägt ist, gewinnt Pharmakovigilanz mehr und mehr an Bedeutung. Ihre Aufgaben und Strukturen mögen komplex erscheinen, doch ihr Beitrag zur öffentlichen Gesundheit ist unverzichtbar.

 

Durch kontinuierliche Überwachung und Effizienzsteigerung helfen Pharmakovigilanz-Maßnahmen dabei, die Sicherheit der Patienten zu verbessern und Vertrauen in die Arzneimittel zu schaffen. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten, sei es die Pharmaindustrie, Regulierungsbehörden, Ärzte, Apotheker oder Patienten, sich dieser Thematik bewusst sind und ihren Beitrag leisten, um eine sichere Medikamentenversorgung zu gewährleisten.

 

Geprüfte Pharmareferenten stehen als Speerspitze in direkter Kommunikation mit dem behandelnden Arzt und sind häufig die ersten, die von unerwünschten Nebenwirkungen ihres Medikaments erfahren. Professionalität, Schnelligkeit und Klarheit sind drei Eigenschaften, die jeder geprüfte Pharmareferent mitbringen sollte, wenn es um Fragen der Pharmakovigilanz geht. 

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